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Performance Brunch # 6

Flausn REAL

Samstag 24. September 2016, 11.00-13.00


Sonntag 25. September 2016, 11.00-13.00


 

Volkskundemuseum Wien, Laudongasse 15–19, 1080 Wien

 

Auf der Speisekarte:

# (ST)ROHSCHNITT

Performance: Regina Picker und Emmy Steiner

# WEST / SÜDWEST
Christoph Herndler & Ensemble EIS

# HANSI AND ME

Auszug aus der Lecture Performance
von/mit: Doris Stelzer

# FRAU MIT WURSCHT

Video- Installation: Adele Razkövi

 

"Leben-s-mittel. Dieses wunderbare und mächtige Wort drückt bei genauem Hinschauen bereits alles Wesentliche aus: Unser Essen, unsere Nahrung hat diesen Namen dann verdient, wenn sie uns Leben schenkt. Damit das »Mittel zum Leben« gut wirken kann, empfiehlt es sich, es mit allen Sinnen, dem Schmecken und Riechen – aber auch dem Hören, Sehen und Fühlen – aufzunehmen."
Andrea Vaz- König, Deli Bluem

 

 


Schmankerl

Apéritif: Perchtas Hollertrunk

Zwischengang: Heißes Kürbissuppen-Stamperl

Haupt- Brunch:

- Erdäpfel-Bohnen-Gulasch mit Paprika

- Szegediner Krauteintopf

- Berglinseneintopf mit Knödel und pimenton de la vera

ergänzend Brot mit Butter und Schnittlauch

 

Nachspeise:

Süßer Buchweizensterz mit Apfelkompott

 


Programm

# WEST / SÜDWEST

Komposition: Christoph Herndler, Umsetzung: Ensemble EIS

Der "Kleestidl" - ein altes bäuerliches Gerät zum Trocknen von Heu - wird zur Partitur. Jede/r SpielerIn steht vor einem "Stidl" und deutet, entsprechend seiner/ihrer Position, die Längen der nach links und rechts stehenden „Sprissln“ durch vereinbartes klangliches Material. Dann ändern die SpielerInnen ihre Position mit Blick auf das Objekt um 45° und deuten die dadurch veränderte Ansicht der „Sprissln“ erneut.

So entsteht die Zeitgestalt der Musik durch die verschiedentliche Betrachtung des „Kleestidl“ in seiner als Notationsobjekt veränderten Funktion.

 

# (ST)ROHSCHNITT

Choreographie: Regina Picker, Performance: Regina Picker und Emmy Steiner

Das Stück (ST)ROHSCHNITT ist angelehnt an die Komposition WEST/SÜDWEST von Christoph Herndler. Der Kleestidl, als Basis der Partitur, wurde früher zum Trocknen von Gras verwendet und mit Menschenkraft behangen. Heute wird das Gras auf der Wiese gemäht, liegen gelassen und mit Maschinenkraft gewendet und eingesammelt. Der Kleestidl hat somit keine Funktion mehr in der heutigen Landwirtschaft. Die Verwendung des "Kleestidls" in einem neuen Kontext, nämlich als Partitur für Klang, inspirierte Regina Picker.

Am Ende einer Erntesaison war es vor der Zeit der maschinellen Ernte auf manchen großen Höfen Tradition, gemeinsam zu Singen und zu Tanzen um die heimgebrachte Ernte zu feiern und die Saison mit allen beteiligten ArbeiterInnen zu schließen.

Auf Grundlage von Bewegungen aus dem Volkstanz und der Geräte sowie der Partitur des Kleestidls soll eine performative Auseinandersetzung passieren bzgl. materiellem und immateriellem Erbe. Sowohl die Objekte als auch der Tanz haben ihre Funktion verloren und bekommen dadurch automatisch musealen Charakter. Das Ziel ist jedoch keine Wiederbelebung, sondern ein "Recycling" im zeitgenössischen Umfeld.

 

# FRAU MIT WURSCHT

Video- Installation: Adele Razkövi

 

"Etwas ist in den letzten 10 Jahren mit mir geschehen, nämlich eine innerliche Fusion von österreichischer und andalusischer Lebensweise. Dem möchte die Videoinstallation FRAU MIT WURSCHT mit zwei meiner Animationsfilmen nachgehen.

Der erste Animationsfilm "Wurscht" ist absolut Österreichisch/Wienerisch - in der Sprache und vor allem im Medium der Animation, nämlich verschiedenen Würsten: Würstelstand-Romantik mit etwas derben Ausdrucksformen... wie ich sie als geborene Wienerin eben gut kennengelernt habe.

Später verschlug es mich nach Andalusien, wo ich lange gelebt und meinen heutigen Mann kennengelernt habe. Mit meinem Animationsfilm "La Andaluza", einer Hommage an die andalusische Frau, wollte ich einem verbreiteten spanischen Frauentypus ein Denkmal setzen. Die Lebensgeschichte der erdverbundenen und fest in ihren nationalen Traditionen verwurzelten Andalusierin wird von der rötlichen Erde, von andalusischem Boden, erzählt.

In der Videoinstallation versuche ich gemeinsam mit der Tänzerin Mitra Rahimi eine Verschmelzung dieser beiden Kulturen darzustellen. Ein Klisché crossover..." -Adele Razkövi

Videoinstallation: Adele Razkövi

Performance: Aline Kristin Mohl, Mitra Rahimi, Adele Razkövi

 

 

# HANSI AND ME

Auszug aus der Lecture Performance

Doris Stelzer, Choreografin, ermöglicht einen Einblick in ihre künstlerische Forschung über den österreichischen Schlagerstar Hansi H. Schlager und volkstümliche Musik versus zeitgenössischer Tanz, Entertainment versus Konzept?

Beim Eintauchen in Hansis Welt durch Konzertbesuche, Fanwanderung und einem genauem Studium der Inszenierungsstrategien sowie andererseits Theorien über Popkultur und Ethnografie, pendelte Doris, getrieben von ihrer künstlerischen Neugier, zwischen den Polen Faszination und Verzweiflung. Beim Versuch das Phänomen Hansi zu verstehen wurde ihr sehr schnell bewusst dass sie gleichzeitig auch ihre eigene künstlerische Position in Frage stellen muss. Momente des Dazwischen ließen eindeutige Positionen nicht mehr greifen, denn im Graubereich entstanden Fragen nach den Parallelen der beiden Felder. Hansis nostalgische Welt mit den Tiroler Bergen, Natur, Liebe, Familie und Tradition konfrontierte sie mit den Pfeilern ihrer eigenen Identität als im Mühlviertel aufgewachsene Österreicherin, die eine in Wien lebende Europäerin mit Stationen in Hamburg und Brüssel ist.

hansi and me ist eine wandernde und sich ständig weiterentwickelnde Auseinandersetzung. Je mehr Distanz zum Thema, je dringlicher die Fragen. Erstversion im Rahmen von a.pass - advanced performance and scenography training einem interdisziplinären Postgraduatekurs in künstlerischer Forschung in Belgien im Jänner 2012.

 

von und mit Doris Stelzer

Feedback Version WUK Frans Poelstra Version MAK Johanna Tatzgern Dank an a.pass, BMUKK, Christina Lammer, nadaLokal, Katja Stecher, ttp WUK und WUK Theater

 


KünstlerInnen

Breinschmid Eva, geboren 1981 in OÖ, studierte Violine am Brucknerkonservatorium Linz und absolvierte ihr Konzertfachstudium Violine an der Univ. f. Musik und darst. Kunst Wien bei M. Schnitzler und E. Kovacic. Konzerte im In- und Ausland mit dem ORF-RSO Wien, Tonkünstler Orchester Niederösterreich, Bühnenorchester der Wiener Staatsoper, Academia Allegro Vivo, Neue Oper Wien u.a. Auf dem Gebiet der neuen Musik arbeitet sie v.a. mit dem Komponisten Christoph Herndler und ist Mitglied des Ensemble EIS.

Dinkhauser Theresa, geb. in Innsbruck, aufgewachsen in Tirol und OÖ. Klarinettenstudium (Konzertfach und Pädagogik) in Wien und Graz; fortlaufendes Lernen und Leidenschaft für Zeitgenössische Musik, Improvisation und Bewegung. Mitglied im Ensemble EIS, freihaus4tel_quartett und Ensemble der IGNM-OÖ/Linz

 

Herndler Christoph, geboren 1964, lebt als Komponist in Gaspoltshofen/OÖ. Er studierte Orgel, Komposition bei Roman Haubenstock-Ramati und Elektroakustik in Wien und in den USA (CCRMA/Stanford University). 1997 gründete er das Ensemble EIS. Zu seinen Arbeiten zählen grafische und intermediale Partituren, die sich auch in außermusikalischen Darstellungsformen realisieren lassen, sowie Notationsobjekte und Videoarbeiten.

 

Justnik Herbert, Kurator, Leiter der Fotosammlung und wissenschaftlicher Sprecher am Volkskundemuseum Wien. Vermittlung und Übersetzung im Bereich Kulturwissenschaften, zeitgenössische Kunst und Fotografie, z.T. mit performativen und praxisorientierten Ansätzen. Kuratierung und KünstlerInnen-Coaching in den Bereichen zeitgenössische Kunst, Kulturwissenschaften, Fotografie.

 

Koch Anna studiert an der Univ. f. Musik und darst. Kunst Wien Konzertfach Klarinette bei E. Ottensamer. Angeregt durch das Duo Stump-Linshalm beschäftigt sie sich seit einigen Jahren intensiv mit der Bassklarinette. Sie setzt ihren Fokus v.a. auf zeitgenössische Musik und musiziert regelmäßig mit dem ensemble xx.jahrhundert, dem Ensemble Wiener Collage und dem Webern Ensemble Wien. Als Solistin und Kammermusikerin konzertierte sie mit ihren Ensembles Woodiosity und Austrian Bass Clarinet Club bei Festivals, wie „Impulskonzerte Graz“, „Styriarte“, „Klangspuren Schwaz“ und der Expo 2010 in Shanghai.

 

Mohl Aline Kristin ist seit Herbst 2007 als freischaffende Sängerin, Tänzerin, Performerin und Pädagogin tätig. Ihre Stücke wurden bereits international gezeigt (BE, NL, DE, MEX, BR, LUX), Aline And Art siedelt sich spartenübergreifend in den Feldern Musik, Tanz, Performance und Kunst für junges Publikum an. www.alineandart.com

 

Picker Regina. Nach einem klassischen Querflötenstudium in Linz hat sie in Wien Musik- und Tanzpädagogik, sowie Theaterwissenschaften studiert. Seit 2006 entwickelt sie eigene Stücke oder wirkt in anderen Stücken mit. Eigene Arbeiten wurden gezeigt in Wien sowie IT, HU, GB, BG, TR, US, MX, BR. Im Juli 2016 hat ihr Kinderstück Schwere lose Misa Premiere bei Styriarte in Graz. www.reginapicker.at/art

 

Rahimi Mitra, geboren 1981 in Teheran. 2003 kam sie nach Wien und studierte, nach dem sie im Vorstudienlehrgang Deutsch lernte, Geographie an der Universität Wien. Seit 10 Jahren tanzt Mitra Flamenco und nahm in Spanien an zahlreiche Workshops bei bekannten Flamenco-TänzerInnen teil. Derzeit tritt sie mit der Tanzgruppe "El Foro Flamenco" in Wien auf. Sie gibt auch Flamenco- Kurse für Kinder und arbeitet nebenbei im ZOOM Kindermuseum.

 

Razkövi Adele. Studium an der Universität für angewandte Kunst Wien (2003-2008 bei Prof. Attersee) und an der "Facultad de bellas artes, Alonso Cano” Granada- Spanien (2006-2007). Seit 2009 Selbständig als freischaffende Künstlerin. Lebt und arbeitet in NÖ- Lilienfeld und Andalusien ES. Arbeitet in den Bereichen Zeichnung, Malerei, Objekte, Video. www.adeleworks.com

 

Steiner Emmy geb. 1989 in Linz, studierte Zeitgenössischen Tanz an der Anton Bruckner Privat Universität in Linz und lebte anschließend vier Jahre in Australien, wo sie ihren Bachelor of fine Arts in Dance an der QUT

(Queensland University of Technology) in Brisbane absolvierte. Gemeinsam mit dem Kollektiv F8 gründete sie das Kunstvermittlungsprogramm Las Gaffas! für Kinder und Erwachsene. Seit 2013 arbeitet sie mit LOTTALEBEN, kollaboriert in diversen Projekten mit Oleg Soulimenko sowie mit den Musikern vom Broken Tree-o. 2015 gwann sie mit dem Stück Eine Kuh macht Mühe den Jungwild Förderpreis für junges Theater und wurde für das Mentoring Programm des BKA für Kunst und Kultur ausgewählt.


Inhalt

In Performance Brunch REAL werden gezielt Elemente des Alpenbrauchtums wie Schuhplattln, Jodeln, Perchten und Tracht aus ihrem Kontext genommen und in einem zeitgenössischen Performance- und künstlerischen Forschungsrahmen „beleuchtet“ und neu kombiniert.

Durch eine entfremdete Platzierung und das Zusammensetzten von

Traditionellen Elementen werden Kontraste geschaffen, die neuen Vor - stellungsräumen Platz machen und direkte An- Griffs- Flächen für das Publikum darstellen. Zentrales Anliegen ist ein Hinterfragen und Einbinden von Traditionen und Bräuchen in unsere heutige Zeit, abseits der gängigen Traditions- und Brauchtumspflege und damit ein Anbieten von Konfrontationsflächen und Eröffnen von Diskussionsräumen.